Der Flughafen Essen/Mülheim ein besonderer Ort im Herzen des Ruhrgebietes

Das Flughafengelände zeigt sich als weitgehend unbebaut und naturbelassen. Die weitläufigen Grünflächen entlang der Startbahn prägen das Bild und stehen im Kontrast zu der üblichen Vorstellung von Flughäfen mit großflächigen Betonflächen. Aus der Perspektive des Towers wird die Ausdehnung des Geländes besonders deutlich.

Auf dem Gelände haben zahlreiche Tierarten, darunter Kiebitze und Greifvögel, ein Refugium gefunden. Zudem wachsen auf den seit fast 100 Jahren unbebauten Flächen seltene Pflanzen, wie Heidenelken, wilder Kümmel sowie verschiedene Gräser und Blütenpflanzen wie Mohn und Kornblumen.

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Die Rolle der AGFÖ bei der Erhaltung und Entwicklung des Flughafens

Das Archiv der AGFÖ enthält eine Vielzahl von Dokumenten, die auf bemerkenswerte Funde und Entwicklungen in Zusammenhang mit dem Flughafen hinweisen. So finden sich dort Hinweise auf Arten, die zuvor als ausgestorben galten, wie beispielsweise der braunfleckige Beißschreck, der auf dem Flughafen erneut gesichtet wurde.

Die Akten spiegeln auch die komplexen Auseinandersetzungen auf politischer Ebene wider. Die Stadtverwaltungen der beiden Revierstädte waren aufgrund ständiger Haushaltsengpässe und individueller Interessen oft nicht in der Lage, ein gemeinsames, langfristiges Konzept für den Flughafen zu entwickeln. Stattdessen entstanden Vorschläge, die von finanziellen Erwägungen und den Interessen einzelner Akteure geprägt waren.

Die AGFÖ entstand aus einer kleinen Gruppe engagierter Flieger und wurde zunächst von Gegnern des Flughafens unterschätzt. Die Organisation setzte jedoch auf sachliche, nüchterne Argumentation und prüfte unterschiedliche Konzepte – etwa die Idee eines Regionalflughafens Essen/Mülheim – kritisch und flexibel, um auf neue Erkenntnisse reagieren zu können.

Zahlreiche Pläne und Vorschläge von Städten, Verbänden und Interessengruppen reichten von Solar- und Fliegerparks über Windkraft- und Recyclingprojekte bis hin zu Industrie- oder Wohnprojekten. Viele dieser Initiativen nahmen die tatsächlichen Gegebenheiten nur am Rande in den Blick und verfolgten kurzfristige finanzielle Ziele.

Nach fast zwei Jahrzehnten zeigt sich, dass die AGFÖ maßgeblich dazu beigetragen hat, den Flughafen zu erhalten und ihm eine Perspektive zu geben. Ein funktionierender Geschäftsflughafen ist für die Region Ruhrgebiet und angrenzende Gebiete von wirtschaftlicher Bedeutung, da er die Standortkraft der ansässigen Unternehmen stärkt und zur Wettbewerbsfähigkeit in der globalisierten Wirtschaft beiträgt.

Von den Anfängen des Flughafen bis zur Gründung der AGFÖ: Ein historischer Überblick

Bereits in den frühen 1920er Jahren landeten die ersten Postflieger auf den Ruhrhöhen. Piloten und flugbegeisterte Anwohner aus Mülheim und Essen nutzten das Gelände zunehmend, sodass sich der ursprünglich von Postfliegern angesteuerte Platz bald zu einem Notlandeplatz entwickelte. Die Stadtverwaltungen von Essen und Mülheim erwarben am 24. Februar 1924 den auf den Ruhrhöhen gelegenen Notlandeplatz und beschlossen den Bau eines Flughafens. Die Arbeiten begannen sofort, sodass der Flugbetrieb bereits im August 1925 aufgenommen werden konnte – nur wenige Tage nach dem Abzug der französischen Besatzungstruppen. Das kreisförmige Flugfeld wurde durch Auf- und Abtrag des Geländes eingeebnet und umfasste rund 74 Hektar auf 129,10m über N.N.

Das kreisförmige Flugfeld wurde bald durch eine breite Straße und eine zweigleisige Straßenbahn erschlossen. Am 9. September 1927 wurde die Flughafengesellschaft Essen/Mülheim GmbH gegründet, an der auch das Deutsche Reich und der Preußische Staat beteiligt waren. Eine ehemalige Schule am Flughafen übernahm Funktionen wie Flugwetterwarte, Funkstelle, Telefonzentrale und Restaurationsräume. Der in Holzfachwerk errichtete Beobachtungsturm erhielt ein Neon-Blinkfeuer mit 700 Hefner-Kerzen, das einer heutigen 438-Watt-Glühbirne entspricht. Zusätzlich wurde ein Abfertigungsgebäude mit Zollstelle, Räumen für die Luftpolizei, Büros für die aus der ehemaligen Lurag hervorgegangene Luft-Hansa sowie einem Warteraum für Passagiere errichtet.

Am 24. Januar 1927 erteilte der Innenminister des Deutschen Reiches die endgültige Genehmigung zum Betrieb des Flughafens. Aufgrund seiner Lage und der vergleichsweise geringen Nebelhäufigkeit erfreute sich der Flughafen großer Beliebtheit. 1933 belegte er, gemessen an den umgeschlagenen Frachtmengen, den neunten Platz unter den 62 Flughäfen des Reiches.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der Flughafen für den zivilen Luftverkehr geschlossen. In der Folge wurden unter anderem zwei Staffeln der Messerschmitt Bf109 zur Lufthoheitssicherung in der Region stationiert. Später verlegte auch die II. Gruppe des Kampfgeschwaders 51 Edelweiß“ mit Düsenflugzeugen vom Typ Messerschmitt Me262 nach Essen/Mülheim.

Nachkriegszeit und Wiederaufnahme des Flugbetriebs

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Flughafen Essen/Mülheim zunächst den Alliierten zur Lagerung und Entsorgung von Kriegsschrott. Panzerwracks, Munitionsreste und ausgemusterte Militärfahrzeuge blockierten die Landebahn; insgesamt wurden etwa 25.000 Fahrzeuge auf dem Gelände abgestellt.

In den Jahren 1950/51 entfernten zurückgekehrte Piloten diese Altlasten und bereiteten das Gelände für den Segelflugbetrieb wieder auf. 1959 wurde der Platz erneut für die allgemeine Luftfahrt zugelassen. Bis Ende der 1960er Jahre blieb der Flughafen nur selten genutzt; der Aero-Club verfügte 1966 beispielsweise lediglich über ein Segelflugzeug.

Mit der Ernennung von Helmut Stalinski zum Geschäftsführer erhielt der Flughafen einen neuen Impuls. Stalinski setzte sich für den Düsenflugverkehr ein und initiierte Probebetriebe mit Düsenflugzeugen des Typs Fokker F28. Dies führte zu Widerstand durch Bürgerinitiativen, die gegen den drohenden Fluglärm opponierten. Trotz der Genehmigung des Landesministers für Verkehr aus dem Jahr 1966 und der geplanten wöchentlichen Charterflüge von Essen nach Spanien stoppte der Essener Stadtrat am 27. Dezember 1969 den erforderlichen Ausbau des Flughafens.

Auch die Industrie- und Handelskammer Essen sprach sich gegen einen Ausbau aus, da sie keinen wirtschaftlichen Nutzen erwartete. Zeitgenössische Berichte deuten darauf hin, dass die Proteste vor allem aus wohlhabenden Stadtteilen stammten. Die Schutzgemeinschaft Fluglärm konnte durch politische Einflussnahme den geplanten Düsenflugverkehr zunächst verhindern.

Formierung von Interessengruppen und juristische Auseinandersetzungen

In den 1970er Jahren bildete sich eine Interessengemeinschaft Flughafen unter den Herren Klems, Gröger und Scharfenkamp, die durch sachliche Informationspolitik für den Erhalt des Flughafens eintrat. Die Gruppe machte jedoch nur kurzfristig auf sich aufmerksam; über ihre weitere Entwicklung ist wenig bekannt.

Zeitgleich bestritten die Gegner des Flughafens, organisiert in der Schutzgemeinschaft Fluglärm, das Vorhandensein der rechtlichen Grundlagen für den Betrieb sowie die Existenz entsprechender Genehmigungen. In einem offenen Brief an die Oberbürgermeister von Mülheim und Essen sowie an den Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes NRW wurde diese Sichtweise vertreten.

Am 1. November 1972 berichtete die WAZ über den Sieg der Schutzgemeinschaft Fluglärm vor Gericht in erster Instanz gegen den Verkehrsminister des Landes NRW, wodurch die Verfügung vom 19. März, die den Flughafenbetrieb genehmigte, als ungültig erklärt wurde. Verkehrsminister Riemer legte Berufung ein, die jedoch verloren wurde. Am 15. Januar 1980 kündigte die WAZ die Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht in Berlin für den 1. Februar 1980 an. Parallel protestierte die evangelische Synode Süd im November 1980 gegen eine stärkere Nutzung des Flughafens, da ein geplanter Linienverkehr mit kleinen Cessnas zwischen Essen/Mülheim und Metz vorgesehen war. Minister Diether Posser drohte im September 1980 mit Rücktritt, falls Düsenjet-Verkehr zugelassen würde.

In den 1980er Jahren setzte sich der öffentliche Diskurs fort. Im März 1985 äußerte Heinrich Schürmann Kritik an der Existenz des Flughafens und warf der Landesregierung Wortbruch vor. Im Wahlkampf forderte Schürmann den CDU-Spitzenkandidaten Worms auf, gegen den Flughafen Stellung zu beziehen, was am 9. Mai 1985 geschah. Erst am 5. Mai 1988 wurde deutlich, dass sieben Vorstände bedeutender Essener Unternehmen hinter den Aktivitäten der Flughafengegner standen: Sie richteten einen offenen Brief an den Wirtschaftsminister Jochimsen, um gegen das Planfeststellungsverfahren zu protestieren. Als Hauptargument nannten sie die Sicherung der Lebensqualität im Essener Süden, um die Anziehungskraft der Region auf qualifizierte Fachkräfte nicht zu gefährden.

Kritische Stimmen aus der Presse, etwa ein Leserbrief im Essener Südanzeiger vom 7. Januar 1988, wiesen darauf hin, dass wirtschaftliche Interessen, wie sinkende Immobilienpreise, eine Rolle bei den Protesten gespielt haben könnten.

1990 versuchte die Essener SPD, den Ausstieg aus dem Flughafen einzuleiten und setzte sich für die Rücknahme des Planfeststellungsantrags ein. Eine Umfrage des FORSA-Instituts im letzten Quartal 1990 zeigte jedoch eine breite Unterstützung in der Bevölkerung: 78% in Mülheim sprachen sich für den Fortbestand des Flughafens aus. Auch verschiedene lokale Gruppierungen befürworteten den Flughafen. Zur Werbung für den Fortbestand ließ die Westdeutsche Luftwerbung ein Luftschiff mit dem Schriftzug Ja zum Flughafen“ über den Städten kreisen, während sich die SPD-Fraktion in Mülheim für und die SPD-Fraktion in Essen gegen den Erhalt aussprachen.

Bildung der AGFÖ

Mit der Ankündigung der Städte Essen und Mülheim, sich aus dem Flughafen zurückzuziehen, entstand bei den bisherigen Befürwortern die Notwendigkeit, ein eigenes Sprachrohr zu schaffen. In den am Flughafen ansässigen Fliegerkreisen begann eine lose Gruppe von fünf bis zehn Personen, Möglichkeiten zum Erhalt des Flughafens zu diskutieren. Ende 1990 formierte sich daraus die Arbeitsgemeinschaft Flughafen und Ökologie (AGFÖ), eine eng zusammenarbeitende Gemeinschaft mit dem Ziel, die Schließung des Flughafens zu verhindern.

Die Initiative, sich öffentlich für den Erhalt des Flughafens einzusetzen, geht auf Dr. Ludger Beyerle zurück. Er veröffentlichte einen Spendenaufruf, der Karl Pickhard dazu veranlasste, einen zuvor für die Presse verfassten, aber nicht veröffentlichten Brief über die Bedeutung des Flughafens für die Region an Dr. Beyerle weiterzugeben. Der Brief hob insbesondere die Funktion der großen freien Fläche des Flughafens für die Luftversorgung der angrenzenden Städte hervor.

Dr. Beyerle suchte daraufhin weitere Mitstreiter und fand Unterstützung bei Heinz Steinforth, damals Personalmanager bei Mitsubishi Electric. Gemeinsam überarbeiteten sie den Brief und erstellten einen Verteiler mit 200 bis 300 Personen aus Industrie, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Presse.

Um die öffentliche Akzeptanz zu sichern, wurden weitere Fliegerkollegen, die ihre Flugzeuge am Flughafen stationiert hatten, in die Planungen einbezogen. Nach etwa drei Monaten war die Gründung der AGFÖ abgeschlossen. Ein Jurist entwarf die Satzung, und der Verein wurde in das entsprechende Register eingetragen.

Von Beginn an legten die Gründungsmitglieder Wert auf die Aufnahme des Begriffs „Ökologie“ im Namen. Die unbebaute Fläche des Flughafens stellt nicht nur ein Refugium für Tiere und Pflanzen dar, sondern verhindert zugleich eine weitere Bebauung des Areals. Mit der Nennung der Ökologie im Vereinsnamen sollte dieser ökologisch bedeutsame Aspekt betont werden.

AGFÖ und öffentliche Positionierung

Am 21. November 1990 bezog die frisch gegründete Arbeitsgemeinschaft Flughafen und Ökologie (AGFÖ) erstmals öffentlich Stellung und wies darauf hin, dass das Flughafengelände eine bedeutende Frischluftversorgungszone für die Städte Essen und Mülheim darstellt. Diese These wurde zunächst von Ökologen und Bürgerinitiativen, die an einer Flughafenschließung interessiert waren, als laienhaft und weit hergeholt eingestuft. Gut ein Jahr später bestätigte jedoch ein Klimagutachten des Kommunalverbandes Ruhr diese Einschätzung und wies das Gelände zudem als einziges Kaltluftentstehungsgebiet zwischen den beiden Städten aus.

Die AGFÖ nutzte die Ergebnisse des Gutachtens, arbeitete die klimatologische Bedeutung des Flughafens heraus und wandte sich erneut mit einer Publikation an die Öffentlichkeit. Gleichzeitig klärte die Arbeitsgemeinschaft über die tatsächliche finanzielle Situation des Flughafens auf: Trotz der Darstellung als defizitär erzielten die Städte Einnahmen, die die Kosten überstiegen (WAZ, 15.12.1990). Zudem betonte die AGFÖ die ökologischen Aspekte des Flughafens, auf dem Rebhühner, Milane und weitere seltene Tierarten leben.

Die politische und gesellschaftliche Lage blieb jedoch angespannt. Bis August 1991 existierten im Essener Raum mehr als 30 Initiativen gegen Fluglärm und andere Auswirkungen des Luftverkehrs. Parallel verfolgte die AGFÖ eigene Initiativen, um den Flughafen zu erhalten, während andere Interessengruppen, etwa die ETEC mit ihrem ITEM-Konzept, eine Umwandlung des Geländes in einen Technologiepark planten. Mitglieder der Schutzgemeinschaft Fluglärm und Vertreter der Ruhrgas strebten hingegen die Umwandlung in einen Messeparkplatz an.

Die politischen Entscheidungsprozesse blieben uneinheitlich: Die Landesregierung sah den Flughafen als Entlastung für den Düsseldorfer Flughafen, die Essener Stadtregierung sprach sich dagegen aus, während die Mülheimer Stadtregierung den Flughafen unterstützte. Auch in Handels- und Industrieverbänden herrschte keine Einigkeit, sodass zahlreiche Pläne zur Nutzung des Geländes nicht umgesetzt wurden. Ungeachtet dessen betonte die AGFÖ weiterhin die klimatologische Bedeutung des Flughafens.

Im Juli 1992 beschloss der Landtag NRW den Ausbau des Flughafens Essen/Mülheim. Ein Klimagutachten des Kommunalverbandes Ruhr im Dezember 1992 bestätigte die zuvor von der AGFÖ geäußerten Argumente zur Relevanz des Flughafens für das städtische Klima.

Trotz des Landtagsbeschlusses entwickelten sich politische Gegenpositionen: Im August 1993 präsentierten die Essener Grünen ein Konzept mit Solarpark und „Mini-Flugplatz“, und im Dezember 1993 weigerte sich die Stadt Mülheim, den Pachtvertrag für den Flughafen zu verlängern. Anfang 1994 setzten sich die Essener Grünen zudem für die Umwandlung des Flughafens in ein Zentrum zur Erforschung regenerativer Energien ein.

Die politische Situation änderte sich 1995 mit der Landtagswahl in NRW. Die SPD koalierte mit den Grünen, was zu Zugeständnissen an die neue Partnerpartei führte. Der Koalitionsvertrag vom Juni 1995 besiegelte das geplante Ende des Flughafens Essen/Mülheim. Schon zu Beginn des Jahres hatten die Städte Essen und Mülheim aus Finanzgründen ihre Zahlungen eingestellt. Am 1. August 1995 feierte der Flughafen sein 70-jähriges Bestehen. In diesem Jahr machte Ministerpräsident Wolfgang Clement erstmals öffentlich auf die Interessen bestimmter Industrievertreter aufmerksam, die eine Schließung des Flughafens unterstützten.

Die Auseinandersetzungen zwischen Bürgerinitiativen, der AGFÖ und politischen sowie wirtschaftlichen Akteuren erhielten mediale Aufmerksamkeit. Der Fernsehsender RTL plante eine vierteilige Reportage über die Situation, von der jedoch nur der erste Teil ausgestrahlt wurde. In diesem Teil äußerte der damalige Vorsitzende der Bürgerinitiative Fluglärm, Dr. Horst Joachim, dass finanzielle Unterstützungen durch Unternehmen wie die Ruhrgas für Aktionen gegen den Flughafen üblich seien. Daraufhin wurde die weitere Ausstrahlung nicht fortgesetzt.

Der AERO-Club-Prozess und die Entwicklungen in den 1990er und 2000er Jahren

Anfang 1996 schien die Schließung des Flughafens Essen/Mülheim unvermeidlich. Im Februar stellte der Geschäftsführer der FEM den Antrag auf Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses. Obwohl die AOPA (Interessenverband für Piloten und Flugzeugeigentümer) mobil machte und der Regierungspräsident in Düsseldorf den Flughafen weiterhin für notwendig hielt, wurde diese Unterstützung von den Flughafengegnern kaum berücksichtigt.

Im April 1996 erhob der Aero Club Mülheim Klage auf Einhaltung seines mit der Stadt Mülheim abgeschlossenen Erbbauvertrags. Die AGFÖ unterstützte den Prozess organisatorisch und finanziell, indem sie die Beteiligten zu einer Prozesskostengemeinschaft zusammenführte und einen erfahrenen Verwaltungsrechtler, Herrn Kemper, beauftragte. Der Aero Club siegte vor Gericht, und das Urteil drohte dem damaligen Oberstadtdirektor von Mülheim bei Nichtbeachtung eine Haftstrafe an. Im Oktober 1996 ging die Stadt Mülheim gegen das Urteil in Berufung, verlor aber am 19. März 1998 die Berufungsverhandlung und verzichtete darauf, erneut in Berufung zu gehen.

Parallel dazu wurden zahlreiche alternative Nutzungskonzepte für das Flughafengelände vorgeschlagen, darunter Windparks, Technologieparks, Wohn- und Freizeitprojekte sowie andere futuristische Ideen, die jedoch nicht umgesetzt wurden. Im November 1998 hob die Landesregierung ihren Beschluss zum Flughafenausbau auf, und im Februar 1999 kündigte der Innenminister des Landes NRW, Peer Steinbrück, die Streichung des Flughafens aus dem Luftverkehrskonzept an. Zwei Monate später wurde der Verkehrslandeplatz Essen/Mülheim durch eine Änderung des Luftverkehrsgesetzes formal wieder als Flughafen ausgewiesen.

Eine Telefonumfrage der WAZ in Mülheim ergab etwa 71% Zustimmung in der Bevölkerung für den Flughafen. Die AGFÖ nutzte diese Gelegenheit, um den Flughafen als Geschäftsflughafen des Ruhrgebiets in einer groß angelegten Presseaktion zu bewerben.

In den folgenden Jahren gab es verschiedene Entwicklungen:

  • 2000: Entdeckung von wildem Kümmel und Heidenelken auf dem Flughafengelände; keine wesentlichen Änderungen im Betrieb.

  • 2001: FEM forderte erneut ein Instrumentenlandesystem, Zustimmung der Essener Stadtväter blieb aus; Grüne hielten am Flughafenausstieg fest; Tengelmann, Mülheimer SPD und ein Großteil der Mülheimer Wirtschaft unterstützten den Flughafen.

  • 2002: CDU unter Oberbürgermeister Baganz blieb gegen den Flughafen; IHK Essen zeigte wiederholt Zustimmung.

  • Juli 2003: Erfolgreicher Tag der offenen Tür am Flughafen.

  • Ende 2004: Flughafenleitung sprach sich öffentlich für den Fortbestand des Flughafens aus, insbesondere für die Nutzung kleiner Düsenjets zur Ansprache von Geschäftskunden.

  • 2005: 80-jähriges Bestehen des Flughafens, mit Rundflügen, Luftakrobatik und über 50.000 Besuchern.

  • Juli 2006: AGFÖ veröffentlichte die Broschüre „Pro Business Airport“ neu; Propellerflugzeuge wurden als lauter im Vergleich zu Düsenflugzeugen gemessen; Air Berlin kündigte Ausbildungsaktivitäten am Standort an.

  • Anfang 2007: Städte Essen und Mülheim diskutierten Pläne für ein Gewerbegebiet an der Brunshofstraße, das teilweise auf das Flughafengelände übergreifen sollte.

Aktuelle Entwicklungen und Perspektiven

Seit 2007 engagiert sich die AGFÖ kontinuierlich für den Erhalt sowie die wirtschaftliche Nutzung des Flughafens Essen/Mülheim. Die Arbeitsgemeinschaft betont dessen Bedeutung als Geschäftsflughafen für das Ruhrgebiet, die ökologische Relevanz der weitgehend unbebauten Fläche sowie die Funktion als Frischluftschneise für die Städte Essen und Mülheim.

Im Jahr 2021 formierte sich die Initiative „Wir bleiben Flughafen“, die sich gemeinsam mit zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern für den Fortbestand des Flughafens und seines Luftschiff-Wahrzeichens „Theo“ einsetzte. „Theo“ einsetzte. Die Interessen wurden dabei durch Vereine, Unternehmen und der AGFÖ gebündelt. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und den konstruktiven Dialog mit politischen Entscheidungsträgern gelang es der Initiative, breite politische Unterstützung zu gewinnen. In der Folge stimmten beide Stadträte im Frühjahr und Sommer 2024 für den Erhalt des Flughafens.

Dank der vereinten Kräfte unter dem Dach von „Wir bleiben Flughafen“ konnte der Betrieb nicht nur gesichert, sondern auch durch gezielte Investitionen ansässiger Unternehmen, z. B. der innovative – mitverschiedenen Preisen ausgezeichnete – Luftschiffhangar, modernisiert und das Profil als Geschäftsflughafen weiter geschärft werden. Öffentlichkeitsarbeit, Informationskampagnen und Veranstaltungen trugen maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für die wirtschaftliche und ökologische Bedeutung des Flughafens zu stärken.

Heute gilt der Flughafen Essen/Mülheim als Beispiel dafür, wie langfristige Interessensvertretung, juristische Unterstützung und die enge Zusammenarbeit von Bürgern, Vereinen und Wirtschaft zur Sicherung einer regional bedeutsamen Infrastruktur beitragen können. Die AGFÖ verfolgt weiterhin das Ziel, eine ausgewogene Verbindung ökologischer, wirtschaftlicher und verkehrstechnischer Aspekte zu gewährleisten, um den Flughafen als integralen Bestandteil der regionalen Infrastruktur zu erhalten.

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